Montag, 16. Juni 2008
Wow!!! Schweiz-Portugal 2:0
Eine Ära mit Licht und Schatten
Das letzte Spiel der EM-Endrunde im eigenen Land war irgendwie typisch: Wenn es um nichts mehr geht, verwertet Hakan Yakin seine Chancen und der Schiedsrichter pfeift sogar noch einen Penalty für die Schweiz. Damit ist die Ära von Köbi Kuhn definitiv abgeschlossen. Mit einem positiven Resultat, das nach dem frühen Ausscheiden wenigstens noch etwas versöhnlich stimmt. Es ist Köbi Kuhn zu gönnen, dass in seinem letzten Spiel als Nationaltrainer noch der erste Sieg bei einer EM-Endrunde zustande kam.
Ein Blick zurück auf die ganze Ära: War Köbi Kuhn nun ein guter oder schlechter, ein mittelmässiger oder sogar sehr guter Nationaltrainer? Eines ist offensichtlich: Die reine Statistik spricht ganz klar für Kuhn. Er hat vor sieben Jahren ein verunsichertes Team übernommen und war dann mit seiner Mannschaft an der EM 2004 in Portugal und an der WM 2006 in Deutschland dabei. Damit ist er der erfolgreichste Nationaltrainer, den die Schweiz je hatte. Für die EM im eigenen Land mussten wir uns ja nicht qualifizieren. Köbi Kuhn hat vor sieben Jahren auch eine sehr junge Mannschaft übernommen, die er in der Folge nicht als strenger Chef sondern als gütige «Vaterfigur» geführt hat.
Auftrag nicht erfüllt
Ich muss ihm auch vorwerfen, dass er es in den letzten zwei Jahren nicht geschafft hat, eine eingespielte, physisch und taktisch starke Mannschaft für die EM im eigenen Land zu formen. Er hätte genug Zeit gehabt, aber er hat diesen Auftrag klar nicht erfüllt. Es waren zwar gute Ansätze zu sehen, aber letztlich blieb dann wie immer doch alles nur Stückwerk. Bereits nach 180 Minuten war für die Schweiz alles vorbei. So schnell ist noch nie ein Gastgeber einer EM-Endrunde aus dem Turnier geflogen.Eine riesige Enttäuschung also, nachdem Trainer und Spieler öffentlich verkündet hatten, dass sie Europameister werden wollen.
Sicher, wegen dem Zwischenfall mit seiner Frau Alice war Köbi Kuhn in einer schwierigen Situation. Es war für ihn unheimlich schwierig, sich auf die Mannschaft zu konzentrieren. Hundertprozentige Konzentration auf den Fussball ist gar nicht möglich, wenn man täglich zu seiner schwer kranken Frau ins Spital fahren muss. Menschlich ist das natürlich absolut nachvollziehbar. Das hätte jeder so gemacht. Aber ich bin sicher, dass sich das auf die Konzentration in der Mannschaft ausgewirkt hat.
Zu wenig riskiert
Was ich Köbi Kuhn generell an allen grossen Turnieren ankreide: Er hat nie den Mut aufgebracht in einer speziellen Situation mal etwas zu riskieren. Er hat meist an Altbewährtem festgehalten, und so die Schlüsselspieler auch etwas überfordert. Unter dem Strich ist an einem Grossanlass dann auch nie der grosse Wurf gelungen. Man war zwar dabei, aber die grosse Chance ist stets verpasst worden. Möglicherweise liegt das auch an der Schweizer Mentalität. Daran, dass am Tag X einfach nicht alle gleichzeitig an die grosse Chance glauben und etwas Ausserordentliches leisten. Fairerweise muss ich auch noch erwähnen, dass Köbi Kuhn seinem Nachfolger eine Mannschaft mit gewissen Perspektiven übergibt. Es ist eine junge Mannschaft, die viel spielerisches Potential aber noch etwas wenig Erfahrung hat. Auch ein Erfolgstrainer wie Ottmar Hitzfeld wird es nicht einfach haben, sich für die WM 2010 in Südafrika zu qualifizieren.
Es war trotzdem toll, das die Schweiz zum Abschied von Zubi und Köbi ein so tolles Spiel hingelegt hat!!!
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